Die Ausbildungsrichtlinie zum Gummiseilstart
ist als Erweiterung der DAeC-Richtlinie "Die Segelflugausbildung - Methodik, Richtlinien und
Bestimmungen" erstellt wurden und in Sachsen zur Ausbildung bestätigt. Sie erweitert das Handbuch um die Anlage
D Gummiseilstart.
Zusätzlich stelle ich ein übersichtliches
Plakat zur Einführung in den Gummiseilstart zur Verfügung.
Der für die Gleitflugschulung natürlichste Startvorgang ist der Start mit Gummiseilstart. Das Gleit- oder Segelflugzeug wird durch das von der Startmannschaft ausgezogene Startseil von der Startstelle fortgeschnellt. Es erhält dabei die für den Flugzustand notwendige Fluggeschwindigkeit und hebt sich vom Boden ab. Der Gummiseilstart dient also lediglich dazu, das Flugzeug in den Flugzustand zu überführen. Alle anderen Aufgaben, beispielsweise besonderer Höhengewinn durch verstärkte Startmannschaft, entsprechend nicht dem Zweck und sind in der Schulung auf jeden Fall zu unterlassen.
Neue Gummiseile für Segelflugzeugstarts verfügbar (Stand 01/2018 Danke an Harald Kämper für diese Information)
Gummiseile mit einer Länge von 60m (2 x 30m), in der Mitte eine Kausche mit einem Ring und
an beiden freien Enden jeweils eine Kausche zur Aufnahme der Hanfseile (ohne Hanfseil-Verlängerungen).
Die Gummiseile sind doppelt umflochten, Durchmesser: ca. 20mm bei 100% Dehnung 80daN Kraft (160daN Kraft für zwei 30m Gummiseile),
Dehnung max. ca. 110%. Dehnungsbegrenzung mit einer Kordel, Kugel und Schlüsselring (variabel einstellbar).
Kontaktadresse:
ESTOMA e.Kfm.
Gewerbepark 4
D-08258 Markneukirchen
Tel. 0049 37422 3125
Fax.0049 37422 3185
info@estoma.de
Der Start erfolgt auf das Kommando "Ausziehen! - Laufen! - Los!". Die Startmannschaft nimmt
in gleichmäßiger Stärke an den beiden Startseilenden Aufstellung und richtet sich genau aus.
Das Flugzeug ist dabei in Richtung genau gegen den Wind gestellt. Die Haltemannschaft am
Rumpfende verschafft sich einen festen und sicheren Halt.
Dem Startkommando voraus geht die Anfrage des Flugzeugführers "Fertig?" worauf Startmannschaft
und Haltemänner ihm ihre Bereitschaft mit "Fertig!" zurufen. Auf "Ausziehen!" geht
die Startmannschaft in gleichmäßigen, normalen Schritten vorwärts, bringt dabei das Startseil
auf Vorspannung, um auf den Zuruf "Laufen!" in kräftiges Lauftempo überzugehen.
Das Kommando "Los!" gilt nur für die Haltemannschaft. Die Startmannschaft darf ihren Laufschritt
keineswegs vermindern, bevor das Startseil abgefallen ist. Auch darf das Startseil erst losgelassen
werden, wenn sich dieses vom Flugzeug gelöst hat.
Bei dem Startkommando wird vielfach der Fehler gemacht, dass das Kommando "Laufen!" und "Los!"
zu spät gegeben wird. Sobald das Startseil auf genügend Vorspannung gebracht ist, hat das Kommando
"Laufen!" zu erfolgen. Das Kommando "Los!" muss so frühzeitig erfolgen, dass der Lauf
der Startmannschaft nicht wesentlich gehemmt wird.
Man sieht oft, dass das Kommando "Los!" erst dann gegeben wird, wenn die Startmannschaft wegen der
starken Spannung des Startseils schon fast steht. Dies ist grundfalsch! Die Mannschaft muss während des
Startvorganges zügig durchlaufen können. Durch übermäßige Ausdehnung des Startseils
wird der Startvorgang nicht begünstigt. Außerdem tritt dadurch bei den Startseilen ein starker
Verschleiß auf.
Die Tätigkeit der Startmannschaft erfordert Aufmerksamkeit und Disziplin. Dies äußert sich
zuerst in der exakten Aufstellung: gleichmäßige Stärke links und rechts, gleiche Zugwinkel
nach beiden Seiten, gut ausgerichtet und gute Haltung, volle Aufmerksamkeit auf den Startvorgang. Während
des Startvorgangs gleichmäßige Leistung aller Startmänner und Einhaltung der Laufrichtung.
Bei Verwendung einer Startfalle beim Gummiseilstart anstelle einer Haltemannschaft ist an der Kufe oder
am Rumpfende des Segelflugzeuges ein Festhaltebeschlag anzubringen und zu nutzen. Unter Zwischenschaltung
eines an beiden Enden mit Ringen versehenen Draht- oder Kunststoffseils wird die Startfalle mindestens im
Abstand von 20cm hinter dem Flugzeug verankert. Die Betätigung hat durch ein mit Handgriff versehenes Drahtseil
oder Hanfseil zu erfolgen.
Drei Varianten zum Einhängen des Halteseils in der Falle sind möglich:
Es bietet sich grundsätzlich an, beim Gummiseilstart mit dem SG 38 ein automatisches Halteseil zu verwenden,
da alle mir bekannten SG 38 bereits mit einem Haltebeschlag am Rumpf ausgestattet sind. Der Vorteil liegt darin,
daß der Haltehaken nur solange im Beschlag sitzt, wie die das Halteseil unter Spannung steht. Geht diese
Spannung zurück, fällt der Haken aus dem Beschlag und damit vom Flugzeug ab. Nach den gemachten
Erfahrungen kommt das Halteseil bereits 30-50 cm hinter der Startfalle am Boden zu Liegen.
Das Auslöseseil wird entweder von einer zusätzlichen Person gehalten oder mit einem schweren Gegestand
(große Maschinenschraube) beschwert einfach liegen gelassen. Der Haltehaken kann aus mehreren Blechen
zusammengeschweißt werden oder aus dem Ganzen gefräst werden. Die Gesamtdicke soll so bemessen sein,
daß der Haken leichtgängig im Rumpfbeschlag geführt wird.
Zur Startvorbereitungen für den Gummiseilstart gehören nun folgende Dinge:
Bei gutem Gefälle an der Startstelle wird man eine enge Aufstellung wählen, da dadurch die Kraft des Startseils besser ausgenutzt wird und eine Gefährdung der sofort abwärts laufenden Mannschaft nicht vorhanden ist. Jedoch soll die linke und die rechte Startmannschaft auch hierbei wenigstens eine Flächenspannweite voneinander Abstand halten.
Die weite Aufstellung muss bei geringem Gefälle und besonders beim Start in der Ebene gewählt werden.
Außerdem wird bei Anfangsrutschern in der Ebene verlangt, dass das Startseil an beiden Haltenden mit
einem Hanfseil um je 10 m verlängert wird. Der Abstand der Startseilmannschaften muss mindestens
2 Flugzeugspannweiten betrage.
Bei alle Startstellen ist stets darauf zu achten, dass für die Startmannschaft eine gute Auslaufmöglichkeit
vorhanden ist. Dabei ist bei Startstellen mit stärkerem Gefälle wesentlicher die Auslaufmöglichkeit nach
vorne, bei geringerem Gefälle und in der Ebene die Ausweichmöglichkeit zur Seite.
Der Start in der Ebene erfordert für die Startmannschaft besondere Aufmerksamkeit. Sieht ein Startmann,
besonders bei Anfangsrutschern das Gleitflugzeug auf sich zukommen, so ist es falsch, sich sofort hinzuwerfen.
Er muss zuerst versuchen, auszuweichen und seitlich Raum gewinnen. Das hinwerfen darf erst erfolgen, wenn zum
weiteren Ausweichen keine Zeit mehr vorhanden ist. Dass der Entschluss hierzu frühzeitig und blitzschnell
erfolgen muss, versteht sich von selbst.
Im Zusammenhang mit dem Gummiseilstart und dem Autoschlepp ist es hilfreich, einige Knoten legen zu können. Dabei haben sich zwei Knoten als besonders hilfreich herausgestellt, der Palstek und der Webleinstek.
Der Palstek ist ein Knoten,
der für das Legen von Schlaufen und Einbinden von Ringen geeignet ist. Notfalls lassen sich auch Seilenden
miteinander verbinden. Die Besonderheit liegt aber vor allem darin, daß der Knoten nach Gebrauch problemlos
wieder zu öffnen ist. Ich verwende den Knoten beispielweise dafür, das Halteseil zwischen Flugzeug und
Falle beim Gummiseilstart zu binden. Eine Schlaufe wird durch die vorgesehene Rumpföffnung geführt, das
andere liegt direkt in der Falle. Die andere Anwendung ist die Verwendung als Vorseil des Gummiseils
(Ausführung als Y-Seil anstelle des einfachen V-Seils).
Den Webleinstek
wende ich beim Autoschlepp an. Wird das Schleppseil nicht vollständig ausgezogen, muß das Seil
"ohne loses Ende" an der Kupplung angebracht werden. Dazu kann der Webleinstek über die Kupplung
geworfen werden (Mastwurf) und der Seilrest im Kofferraum verbleiben.
Am 6.05.2007 fand ein Gummiseilstart-Tag auf dem Flugplatz Nardt
statt, um die Erfahrungen dieser historischen Startart neu zu sammeln und altes Wissen zu erhalten. Insgesamt
27 Starts mit 8 Piloten konnten erfolgreich und unfallfrei ausgeführt werden.
Ziel dieser Veranstaltung war es, sowohl Piloten in der Startart zu schulen sowie das gesamte
Prozedere des Starts zu organisieren. Die beantragten Gummiseilstartberechtigungen umfassen die
Befähigung als Pilot sowie als "organisierender" Flächenmann, der den Start aufbaut und leitet.
Die Schulung zum Gummiseilstart-Tag erfolgte in der Ebene, die Flugzeiten betrugen zwischen 1
und 5 Sekunden, an Flugweite konnten 50 Meter erzielt werden. Die Flughöhen und -weiten sind direkt
vom Gewicht des Piloten und der Windkomponente in Startrichtung abhängig. Hier wurden Höhen
zwischen 0.1 m und 2.0 m im günstigsten Fall erreicht. Aufgrund des verwendeten Flugzeuges
Schulgleiter SG 38 mit seiner Gleitzahl zwischen 6 und 8 blieben die erreichbaren Weiten sehr
gering.
Bei der Schulung der Piloten ist immer wieder daraufhin zu arbeiten, das im Start das Höhenruder
neutral bis gedrückt bleibt. Die Gefahr des Überziehens durch Ziehen am Steuerknüppel (aufgrund
der Auslösebeschleunigung oder des Windenstartgefühls) muß den Piloten bewußt gemacht werden.
Es hat sich als günstig erwiesen, wenn pro Startmannschaft eine detailliert instruierte und erfahrene
Person eingesetzt wird. Diese leitet jeweils eine Mannschaft und kann die Ausführung der
Kommandos besser überwachen und korrigieren als der Flächenmann. Gleichzeitig signalisiert
diese Person durch Rufen den optimalen Auslösezeitpunkt. Dieser ist dann gegeben, wenn die
Startmannschaft durch die Seilspannung zunehmend am Laufen gehemmt wird. Für den Erfolg der
Starts und zur Schohnung des Seiles ist es Vorausssetzung, daß die Startmannschaft auch nach dem
Start des Flugzeuges weiterläuft, bis das Seil aus dem Haken fällt.
Der Schulgleiter ist optimal für diese Startart, auch in der Ebene, geeignet. Auch war das Verhalten
des Halteseiles, welche am Flugzeug verbleibt, unkritisch. Die erstellten Unterlagen erfüllten ihren
Zweck gut.
Am 6.07.-7.07.2007 konnte ich an der Wasserkuppe an Gummiseilstarts am Hang teilnehmen. Dort
wird die enge Startaufstellung praktiziert, weil ein Abheben und Überfliegen der Startmannschaft
relativ sicher ist. Neulinge werden recht schnell in die Gummiseilmannschaft eingeführt, indem an
jedem Seilende mindestens ein erfahrenen "Gummihund" entsprechende Ausrichtungs- und
Laufkommandos wiederholt. Dies erscheint sehr wichtig, weil aufgrund des Hangwindes eine
Kommunikation erschwert wird.
Als neue Erfahrung konnte ein automatisch ausklinkendes Halteseil beobachtet werden. Dazu wird bald eine
Zeichnung verfügbar sein.
Um eine bessere Abstimmung der beiden Seilmannschaften zur erreichen, erscheint es ebenfalls günstig
wie beobachtet, das Gummiseil Y-förmig umzubauen. Dabei sieht der Flächenmann am ausgelenkten Vorseil besser,
welche Mannschaft stärker zieht und kann diese besser abstimmen.
Am 18.08.2007 konnte auch am Hutberg in Kamenz an historischer Stelle
wieder mittels Gummiseilstart geflogen werden. Dabei bewährten sich die gemachten Erfahrungen und
resultierten in einem erfolgreichen und unfallfreien Flugtag.
Die Sicherheit des Starts hängt in großem Maße von der einwandfreien Beschaffenheit des Startseiles ab.
Ein Bruch desselben beim Ausziehvorgang kann unangenehme Folgen sowohl für den Flugzeugführer als auch
für die Startmannschaft nach sich ziehen. Es ist deshalb notwendig, dass das Startseil laufend überwacht
und gewartet wird, um Mängel sofort beseitigen zu können - oder, wenn es ist, das Seil ganz aus dem Betrieb
zu nehmen. Die Herstellung der Startseile wird von einigen Spezialfirmen durchgeführt, die den Forderungen
und den Erfahrungen des Flugbetriebes entsprechend eine laufende Verbesserung erzielt haben. Der
Hauptwerkstoff der Startseile ist Gummi, dessen große Elastizität und Formänderungsvermögen
für den Start der Segelflugzeuge ausgenützt wird. Der Gummikern besteht nicht aus einer kompakten Masse,
sondern jeweils aus einer großen Anzahl von nebeneinander liegenden Gummifäden. Dadurch wird ähnlich
bei Drahtlitzen eine größere Elastizität sowie erhöhte Sicherheit gegen Bruch erreicht.
Der Gummikern wird unter starker Pressung mit einem Textilgewebe umsponnen. Diese hat die Aufgabe, eine
Verschiebung der einzelnen Gummifäden beim Zusammenziehen des Seiles zu verhindern. Damit werden gleichzeitig
eine Überdehnung und der Bruch einzelner Gummifäden weitgehend verhindern.
Das Startseil wird auf allen nur möglichen Bodenarten verwendet - angefangen vom weichen Wiesenboden bis zum
steinigen Grund. Besonders auf letzterem ist mit erhöhtem Verschleiß unterworfen. Es kommt hierbei
häufig vor, dass die Lebensdauer infolge der auftretenden Beschädigung kürzer ist als sie durch
Verbrauch beim bloßen Ausziehvorgang sein würde.
Dabei spielt unsachgemäße Behandlung beim Einsatz (z.B. Schleifen am Boden) eine besonders große Rolle,
desgleichen unsachgemäße Lagerung nach dem Einsatz. Zur Verminderung des Verschleißes ist um die
innere Umspinnung eine zweite Schutzhülle aufgeflochten, die widerstandsfähig gegen Beschädigungen ist.
Sie hat die Aufgabe, das Seil vor äußeren Einflüssen zu schützen, die durch Reibung am Boden,
Eindringen von Staub, Sand u. dgl. entstehen.
Es werden auch Startseile hergestellt, die zwischen der inneren und äußeren Umspinnung eine weitere
Schutzhaut aus Textilgewebe besitzen. Diese stellt einen Ausgleich zwischen der inneren weichen und
äußeren widerstandsfähigen Umspinnung dar. Dadurch wird eine ungleichmäßige Dehnung
der Gummifäden längs des Startseiles weitgehend verhindert, gleichzeitig aber auch die
Verschleißfestigkeit erhöht, die Lebensdauer also heraufgesetzt.
Bis 1935 wurden fast ausschließlich 600fädige Startseile verwendet. Es ergab sich jedoch, dass derartige
Seile beim Start schwerer Segelflugzeuge leicht überdehnt wurden, wobei frühzeitiger Bruch auftrat. Heute
verwendet man fast ausschließlich 800- und 1000fädige Seile. Selbstverständlich ist eine
Überdehnung auch dieser Startseile möglich, da die Dehnungskraft im Seil von der Stärke der
Start- und Haltemannschaft abhängt.
Begünstigt wird die Überdehnung auch durch die Benutzung der in letzter Zeit eingeführten Startfallen,
die die Ausnutzung sehr großer Zugkräfte gestattet.
Die Normallänge eines Startseiles beträgt 44m, daneben gibt es auch Seile mit 50m Länge. Bei
diesen ist der Start weicher, und das Seil wird auch weniger beansprucht. Die Verwendung von
Verlängerungsseilen aus Hanf hat sich bewährt. Diese dürfen jedoch nur an den freien Enden, an denen
die Startmannschaft zieht, angebracht werden.
Anfangs bestand der Gummikern der Startseile aus reinem Naturgummi. Mit derartigen Seilen
wurden im Bestfalle etwa 3000 Starts erzielt. Der Durchschnitt lag jedoch bei etwa 1800 Starts. Für heutige
Seile werden auch Regenerat und synthetischer Gummi zur Herstellung benutzt. Man hat damit heute bereits
den früheren Durchschnittswert erreicht. Die vorliegende jahrelange Erfahrung hat gezeigt, dass eine
Erhöhung der Durchschnittsleistung der Startseile nur durch sachgemäßen Einsatz und
sachgemäße Behandlung sowie ständige Wartung und Pflege nach dem Einsatz zu erreichen ist.
Da hiervon insbesondere die Sicherheit des Startvorganges abhängig ist, sollen im Folgenden die
grundsätzlichen Richtlinien über Wartung und Pflege besprochen werden.
Die von den Herstellerwerken gelieferten Startseile besitzen eine große Anfangshärte. Es empfiehlt
sich daher, neue Seile vor dem Einsatz einige Male langsam bis auf etwa 100% auszuziehen und sie langsam wieder
entspannen zu lassen.
Um das Startseil vor Kufenschäden zu schützen, verlängert man das Seil mit einem Vorseil von ca. 5m Länge. Das Startseil ist wie folgt aufgebaut: Drallfängerin das Vorseil eingespleißt, Vorseil in die Kausche des Gummiseils eingespleißt, an beiden Enden des Gummiseils sind Hanfseile mit je 6 Knoten eingespleißt.
Wie bereits erwähnt, ist das Startseil dem Verschleiß unterworfen. Insbesondere tritt großer
Verschleiß durch Reibung der Umhüllung am Boden auf. Diese lässt sich beim Ausziehvorgang kaum
vermeiden, wohl aber der Verschleiß, der beim Transport des Seiles entsteht. Es ist notwendig, dass das
Startseil nach jedem Start zur Startstelle zurückgetragen und nicht über den Boden gezogen wird.
Da der Gummikern unter sehr hoher Pressung mit der Schutzhülle umflochten ist, hat er das Bestreben, sich
auszudehnen. Wird durch schlechte Behandlung die Umspinnung aufgerissen, so sinkt deren Festigkeit. Der
Gummikern sucht sich auszudehnen und sprengt die beschädigte Schutzhülle. Selbst wenn noch kein Bruch der
Gummifäden eingetreten sein sollte, ist in diesem Falle das Startseil nicht mehr einsatzfähig und bedarf
der sofortigen Instandsetzung.
Beim Einsatz muss darauf geachtet werden, dass die Entspannung langsam vor sich geht, wie es bei jedem
normalen Start infolge der Massenträgheit der zu startenden Segelflugzeuge der Fall ist. Hierbei verschieben
sich die einzelnen Gummifäden und ihre Umhüllung, sowie Umhüllung und Schutzhaut nur wenig gegeneinander
und kehren nach der Entspannung wieder in ihre alte Lage zurück. Fällt jedoch das Startseil noch unter
hoher Spannung vom Starthaken ab (z.B. beim sogenannten Kavalierstart), so zieht sich der Gummikern
rascher zusammen, als die Umspinnung. Hierbei tritt leicht Startseilbruch, zum mindesten Bruch einzelner
Gummifäden auf. Ein Zeichen für ungleichmäßige Zusammenziehung ist übereinander geschobene
Umspinnung. Es bilden sich sogenannte Wulstringe. Tritt dieser Schaden auf, so ist das Startseil langsam auf 70%
bis 100% seiner Länge zu dehnen und unter langsamer Entspannung die Umspinnung durch Verschiebung
gleichmäßig zu verteilen.
Wichtig beim Einsatz ist, dass die Startseile nicht überdehnt werden. Von der richtigen, nicht zu
großen Dehnung ist die Lebensdauer des Gummikernes und damit des ganzen Seiles abhängig. Die Dehnung
soll auf keinen Fall größer als 100% sein. Der beste Wirkungsgrad hinsichtlich der Lebensdauer wird
erreicht, wenn die Dehnung von 80% nicht überschritten wird. Der Bruch von Gummifäden äußert sich
durch Schlappwerden des Seiles an der Stelle, an der der Bruch erfolgte. Durch Verminderung des
Querschnittes des Gummikernes werden die restlichen Fäden bei Dehnung erhöhter Spannung ausgesetzt,
wodurch weiterer Bruch entsteht. Dieser macht sich äußerlich am Seil durch mehr oder weniger starke
Krümmungen oder eine auffallende Verminderung des Seilquerschnittes bemerkbar.
Es ist nicht zu vermeiden, dass Startseile während des Einsatzes der Feuchtigkeit, dem Schmutz sowie
der Sonnenbestrahlung ausgesetzt sind. Es muss jedoch dafür gesorgt werden, dass die Zeitdauer dieser
schädlichen Einflüsse auf ein Mindestmaß herabgesetzt wird. Die Seile sind deshalb bei Startpausen
zusammenzurollen und an regen- und sonnensicheren Orten (z.B. unter Tragtaschen) zu lagern. Sowohl
Gummikern als auch Umspinnung sind gegen Quetschungen sehr empfindlich. Es ist deshalb unter allen
Umständen zu vermeiden, dass z.B. auf Startseile getreten oder mit Start- und Transportfahrzeugen
darüber gefahren wird.
Die meisten Startseile sind nur einen ganz geringen Teil ihres Lebenslaufes im Einsatz und liegen
während der übrigen Zeit unbenutzt. Wenn während dieser Zeit das Seil unsachgemäß
behandelt wird, verkürzt sich seine Lebensdauer ganz erheblich. Um dies zu vermeiden, sollen die Startseile
regelmäßig nach dem Flugbetrieb auf schadhafte Stellen untersucht und deren Beseitigung veranlasst
werden. Nach Benutzung in sandigem Gelände sind die Seile zu dehnen, und der Sand ist durch Abschütteln
zu entfernen. Er zerschneidet sonst die Umspinnung und die Gummifäden, sofern er in diese eingedrungen ist.
Ist das Seil nass geworden, muss es zum Trocknen aufgehängt werden. Dies soll nicht an sonnenbestrahlten
Stellen, sondern in trockenen, luftigen Räumen erfolgen. Grober Schmutz ist vor dem Aufhängen zum
Trocknen zu entfernen. Als sehr vorteilhaft für die Startseile hat sich deren Behandlung mit Startseilwachs
herausgestellt. Dieses wird von den Herstellerfirmen in gebrauchsfertiger Form geliefert und muss in das Seil
eingerieben werden. Auf keinen Fall darf es in flüssiger Form auf das Startseil gebracht werden, da Gefahr
besteht, dass das flüssige Wachs bis zu den Gummifäden dringt und diese zerstört. Gut eingeriebenes Wachs
dagegen hält die Umspinnung geschmeidig und schützt das Seil vor dem Eindringen von Feuchtigkeit.
Zur richtigen Behandlung und Pflege der Startseile gehört auch vorschriftsmäßiger Transport. Auf dem
Gelände hat sich hierbei die Startseiltrommel besonders bewährt, auf die das Seil aufgespult wird.
Um dem Startseil eine lange Lebensdauer zu geben, müssen die Startseile gewachst werden. Man verwendet dazu
ein elastisches, harzfreies Wachs, welches den Gummikern nicht angreift.
Als Startseilwachs hat sich eine Mischung aus 2 Teilen Paraffin und 1 Teil Bienenwachs bewährt.
Bei laufender Benutzung des Startseils ist dieses wöchentlich vorzunehmen. Dabei ist gleichzeitig unter
Vorspannung die übergeschobene Umspinnung glatt zu streichen, wodurch die Lebensdauer des Startseils
ebenfalls erhöht wird.
Wichtig ist auch die sachgemäße Aufbewahrung. Soll sich diese über einen längeren Zeitraum erstrecken, so hat sie in dunklen, kühlen Räumen zu erfolgen, die gleichmäßige Temperatur besitzen. Für kurze Aufbewahrungszeiten genügt die Abstellung an dunklen Orten, jedoch muss sie bodenfrei auf Wandarmen erfolgen. Geeignet sind auch Trommeln, auf die die Seile aufgewickelt werden. Die Führung der Startseile über scharfe Ecken und Kanten ist nicht zulässig, da hierdurch sowohl die Umspinnung zerstört, als auch der Gummikern gekerbt wird. Für längere Aufbewahrungszeiten haben sich geschlossene Kisten bewährt, die allseitig der Luft Zutritt lassen. Die notwenigen Entlüftungslöcher sind gegen Eindringen von Nagetieren mit Drahtgaze zu versehen. Starke Krümmungen darf das Startseil beim Einlegen in die Kiste nicht aufweisen. Sind Startseile bereits im Betrieb eingesetzt gewesen, so sind sie vor der Einlegung in Kisten vollkommen zu trocknen und von Sand und Staub zu befreien.
Startseile werden um so eher instandsetzungsbedürftig, je weniger Wert auf Wartung und Pflege gelegt wird.
Ebenso zieht unsachgemäße Behandlung während des Einsatzes baldige Reparaturarbeiten nach sich.
Bei kleineren Verletzungen der Umspinnung ist es notwendig, dass sie sofort mit Isolierband umwickelt werden.
Hierdurch wird ein weiterer Bruch vermieden. Bei stärkerer Verletzung der Umspinnung
genügt die obige Behandlung nicht, da die Gummifäden den restlichen Teil der Umspinnung sprengen und
nach außen treten. Die Haltbarkeit der Gummifäden ist jedoch in großem Maße von der guten
Beschaffenheit der Umspinnung abhängig. Es empfiehlt sich daher, sofort nach Feststellung grober Verletzungen
eine Verstärkung des Seiles an der betreffenden Stelle vorzunehmen. Zweckmäßig geschieht das durch
Umwicklung des voll ausgespannten Seiles mit Hanfkordel, wobei Windung an Windung liegen muss.
Anschließend hat Behandlung der reparierten Stelle mit Startseillack zu erfolgen. Hierdurch wird
gute Befestigung der Hanfkordel und dauerhafter Schutz erreicht.
Beschädigungen des Gummikernes, die ihre Ursache meist in Überdehnung haben, zeigen sich im Seil,
wie bereits erwähnt, durch auftretende mehr oder minder starke Krümmungen, oder in einer
Verringerung des Seilquerschnittes. Stellen, wo nur wenige Gummifäden gerissen sind, lassen sich
in der o.a. Weise ausbessern. Liegt jedoch die Vermutung nahe, dass eine große Zahl von Fäden
gerissen ist, so ist diese Reparaturart nicht zulässig, da die Betriebssicherheit des Startseiles
nicht mehr gewährleistet ist. Man muss in diesem Falle, ebenso wie beim Bruch der Umspinnung die
beschädigte Stelle herausschneiden. Beide Enden sind auf eine Länge von etwa 30cm in ausgespanntem
Zustand mit Hanfschnur zu umwickeln. Die umwickelten Enden sind aufeinander zu legen und durch eine
weitere Hanfkordel-Umwicklung miteinander zu verbinden. Diese Stelle ist anschließend mit
Startseilwachs zu behandeln. Es ist falsch, aus Ersparnisgründen die Übereinanderlegung kürzer
als 30cm durchzuführen, da sonst nur eine punktförmige und nicht flächenhafte Verbindung erreicht
wird.
Grundsätzlich ist es verboten, Startseile durch Verknotung miteinander zu verbinden. Die Gummifäden
werden beim Einsatz an der Knotenstelle überdehnt und geben zu weiteren Brüchen Anlass.