Das Fliegen mit den Oldtimern an sich ist schon eine aufregende Sache. Dazu kommen noch einige besondere
Startarten, die schon lange nicht mehr gebräuchlich sind, aber mit den Schulgleitern leben
und überleben.
Zum korrekten Aufrüsten eines Schulgleiters SG 38 gibt es sicher viele Meinungen. Hier meine Methode, die im Wesentlichen mit einem Helfer auskommt und nur für das Ansetzen und Montage der Flächen an den Rumpf einen zweiten Helfer benötigt. Mit einem zusätzlichen Rumpfbock und Flächenbock würde zwar der zweite Helfer gar nicht benötigt werden. Allerdings sind beim Aufrüsten im Freien stets die vorherrschenden Winde zu beachten, die die leichten Schulgleiter-Teile schnell ergreifen und forttragen können! Aus der Erfahrung heraus ist im Zweifelsfall der Aufrüstort zu ändern oder es sind entsprechend mehr Helfer für das Aufrüsten einzuplanen.
Über das Fliegen mit dem Schulgleiter Zögling und über die damalige Schulung im Gummiseilstart am Hang
fand ich diese bemerkenswerte SW-Filmaufnahme aus vergangenen Zeiten.
Ich finde, ein unbedingt sehenswertes Dokument, da auch Aufnahmen während des Fluges mit dem Schulgleiter enthalten sind.
Georg Schwab vom Oldtimer Segelflugclub Wasserkuppe belegt, daß die Aufnahmen auf der Wasserkuppe
mit Startrichtung West (vom heutigen Windenstartplatz auf dem Weltenseglerhang) entstanden sind. Georg ist
sich so sicher, weil er selbst von dieser Stelle viele SG-Starts mit dem Gummiseil gemacht hat und auch
Hunderte von Fliegerkameraden als Fluglehrer mit dem SG in die Luft geschickt hat. Ausserdem sind einige
landschaftstypische Merkmale zu sehen, zum einen eindeutig die Eube und einmal auch kurz der alte
Wasserturm auf der Kuppe neben der "Baude".
Leider sind über den genauen Inhalt, die Aufnahmetechnik und den Zeitpunkt der Aufnahme keine
weiteren Details bekannt. Ich vermute, daß die Aufnahmen zwischen 1935 und 1938 gemacht wurden.
Heute üblich ist der Windenstart mit dem Schulgleiter. Dazu kann jede Segelflugschleppwinde
genutzt werden oder auch eine leichtere Drachenflugwinde.
Der Schulgleiter SG 38 verhält sich aufgrund seiner Bugkupplung beim Windenstart etwas anders
als Segelflugzeuge mit Schwerpunktkupplung. Gestartet wird mit voll gezogenem Höhenruder
und nach dem Anschleppen hebt der SG 38 relativ schnell ab. Durch die an der benutzten Bugkupplung
angreifende Zugkraft und des Gewichtes des Windenseils wird der Anstellwinkel jedoch schnell begrenzt
und ein relativ flacher Schlepp beginnt. Das automatischen Auskuppeln ist meist mit einem kräftigen
Satz nach oben verbunden, weil das Gewicht des Windenstahlseiles abrupt abfällt.
Schon weniger verbreitet ist der Flugzeugschlepp des Schulgleiters SG 38. Seit dem 05. Juli 2006 ist
der SG 38 D-7738 nach einem erfolgreichen Zugbelastungsversuch für den Flugzeugschlepp zugelassen. Die
erlaubte Höchstgeschwindigkeit im F-Schlepp von 90km/h schränkt die Auswahl an möglichen
Schleppflugzeugen allerdings ein.
Als bewährte Schleppflugzeuge gelten der Motorsegler Falke SF-25 und das UL-Flugzeug ICARUS C42. Das Schleppen
mit einer Super-Dimona ist ebenfalls möglich, wobei bei dies natürlich nicht besonders historisch aussieht.
In Tschechien kommt vereinzelt auch die Moravan Aero L-60 Brigadyr, ein Nachfolger des Fieseler Storch Fi-156,
zum Einsatz. Pefekte Erfahrungen wurden 2012 mit einer
MS 505 des Fliegenden Museums Josef Koch
in Großenhain gemacht. Der direkte Nachfahre des Fieseler Storchs überzeugte
bei 70km/h Schleppgeschwindigkeit mit 4-5m/s Steigen. Besser geht's nicht. Mit Schulgleitern, die als UL-Segelflugzeug
wie die OK-A910 zugelassen sind, wurden mit Schlepp-Trikes ebenfalls gute Erfahrungen gemacht.
Am 11.09.2005 flogen "Hol's der Teufel" OK-A415 und der Schulgleiter SG 38 OK-A910 den wahrscheinlich
weltweit ersten Doppelschlepp von Gleitflugzeugen,
gezogen von einer Jak-12.
Beachtenswert sind noch folgende Hinweise: Wie bei allen F-Schlepps macht es bei Seitenwind Sinn, den Schulgleiter
ins Lee versetzt hinter der F-Schlepp-Maschine aufzustellen. Damit ergeben sich wieder symmetrische Wirkungs-Verhältnisse
des Propellerstrahls am Tragflügel des Schulgleiters und die Tendenz, beim Anrollen die luv-seitige Fläche abzulegen,
wird minimiert. Weiterhin sollte im Moment des Auskuppelns der Steigflug beendet sein. Ansonsten kann es passieren, daß
insbesondere bei weiteren großem Steigen der Schleppmaschine das Schleppseilende beim Nachdrücken des Schulgleiters den Piloten
oder den Schulgleiter trifft.
Ansonsten ist der Flugzeugschlepp vor allem bei Thermik echt sportlich, da die Kräfte und Aussteuerwege am langen Steuerknüppel
doch erheblich sind. Kurioser Weise wurde mit Erteilung der F-Schlepp-Berechtigung die Beschränkung auf eine maximale Flughöhe
von 300m offiziell nicht aufgehoben, da dies eine noch heute gültige Forderung der Bauvorschriften aus dem Jahre 1939 ist.
Heute nur noch selten im Gebrauch ist der Gummiseilstart.
Dazu wird die Spannkraft eines ausgezogenen Gummiseils
genutzt, um dem Schulgleiter zum Start eine Anfangsgeschwindigkeit zu geben. Damit kann der Schulgleiter
abheben und ein kleine Strecke fliegen. Macht dabei unheimlich viel Spaß!
Der Gummiseilstart ist zwar auch in der Ebene möglich (folgendes Video zeigt einen solchen
Gummiseilstart in der Ebene in Altenburg-Nobitz), aber urspünglich diente er zum Start
beim Segelfliegen am Hang. Dabei rennen bis zu 12 "Gummihunde", also die Seilauszieher, bergab
und spannen das Gummiseil. Ist die notwendige Spannung erreicht, wird die Verankerung des Flugzeuges gelöst
und der SG 38 "schiesst" vorwärts. Wenn gleichzeitig der Hangwind unter die Flügel greift,
kann sogar ein längerer Flug folgen, nach dem auch wieder an der Startstelle gelandet werden kann.
Trägt der Hang nicht, so muß im Tal gelandet werden und ein schweißtreibender Rücktransport
zur Startstelle beginnt.
Dieser Gummiseilstart ist die eigentlich authentische Startart des Schulgleiters und wurde bis in die
50er Jahre sehr oft praktiziert. Ein Gleitflugzeug nur mit Hilfe von Muskelkraft in die Luft zu befördern,
ist schon einzigartig und umweltfreundlich noch dazu. Die Normallänge eines Startseiles beträgt insgesamt
zwischen 44m und 50m, aufgeteilt und mit Hanfseilen verlängert auf zwei Schenkel für die Gummihunde.
Zum Gummiseilstart-Tag 2007 auf dem Flugplatz Nardt und beim
Fliegen am Hutberg in Kamenz
konnten wieder einige Gummiseilstarts mit dem Schulgleiter SG 38 gemacht werden und eine Reihe von
Befähigungen nachgewiesen werden.
Eine detailierte Anleitung zum Gummiseilstart sowie die dafür erstellte
Ausbildungsrichtlinie können abgerufen werden.
Der Autoschlepp oder Kraftwagenschlepp
wird in Europa nur noch selten praktiziert. Sinnvoll einzusetzen ist dieser besonders bei entsprechend
langen Startbahnen. Er wird auf mehrere Arten praktiziert:
Einerseits kann das Zugfahrzeug den Schulgleiter an einem fest angeschlagenem Seil ähnlich wie bei
einem Drachenstart vorwärtsziehen, wobei das Flugzeug an Höhe gewinnt. Das Schleppen über eine Umlenkrolle
ist möglich, um die Auskuppelhöhe zu vergrößern und die Sicht zwischen Schleppfahrer und Flugzeug zu
verbessern.
Um Kräfte und Geschwindigkeiten von Flugzeug und Zugfahrzeug besser anpassen zu können, kann
auch eine zusätzliche Abrollwinde auf dem Zugfahrzeug installiert werden, die während des
Autoschlepps
langsam Seil nachgeben kann und so die Auskuppelhöhe effektiv verbessern kann.
Eine zum Autoschlepp erstellte Ausbildungsrichtlinie kann abgerufen
werden.
Am 6.07.2008 konnte beim Autoschlepp in Reinsdorf eine Ausbildung zur
Startart Autoschlepp abgeschlossen werden, die es hoffentlich ermöglicht,
auch zukünftig diese fast vergessene Startart zu erhalten.
Das Gleitverhältnis des Schulgleiters beträgt bei 52 km/h nur ca. 1:6, optimistische Schätzungen
gehen bei Benutzung der Bootverkleidung von bis zu 1:10 aus. Dieses Gleitvermögen ist das eigentliche
A und O beim Schulgleiter-Fliegen. Bei den geringen Auskuppelhöhen aus dem Windenschlepp heraus von ca.
200m ist deshalb oft nur eine kleine Platzrunde möglich, manchmal noch nicht mal das. Dann ist eine
Umkehrkurve mit nachfolgender Rückenwindlandung sinnvoll.
Da es keine Landehilfen gibt, ist eine wohl überlegte Platzrundeneinteilung unbedingt notwendig. Besondere
Beachtung sollte die letzte Kurve zum Eindrehen in den Endanflug finden. Diese darf nicht zu spät geflogen
werden, damit ein Aufsetzen im Schiebeflug vermieden wird. Um den Gleitwinkel wenigstens ein wenig steuern
zu können, kann man schneller fliegen, um noch schneller zu sinken. Allerdings kann man den Schulgleiter
nicht mehr "hochziehen", um die Energie wieder in Höhe umsetzen, weil nach dem
"Nase hoch nehmen" die Fahrt mit dem großen Anstellwinkel aufgrund des hohen Widerstandes
gleich wieder weg ist. Somit ist das zielgenaue Landen am T schon recht anspruchsvoll.
Zum Abfangen sollte die Geschwindigkeit ca. 60-65 km/h betragen, um ein wenig ein Ausschweben zu ermöglichen.
Ansonsten würde sich der Schulgleiter nach dem Abfangen sofort hinsetzen.
Zum Transport des Schulgleiters ist ein sogenanntes Kullerchen sinnvoll, wie es ganz einfach rechts zu sehen
ist. Bilder vom Kullerchen gibt es auch in der
Galerie zu sehen.
Bevor die Flugschüler damals jedoch erste Starts machten, wurde instensiv über die Handlungen bei Start und
Landung gesprochen. Als Hilfsmittel kam dabei auch der sogenannte Pendelbock auf. Der Schulgleiter wurde in den Wind
gedreht und in einen Bock gespannt, der diesen, kardanisch aufgehangen, beweglich machte. Damit konnten zumindest
die richtigen Steuerbewegungen und Längsneigung geübt werden.
Gerhard Maleschka baute einen dieser Pendelböcke nach. Neben den Fotos auf den Seiten der Einsätze des Pendelbocks
werden hier Skizzen zu Nachbau eines funktionsfähigem Pendelbocks auf Zeichnung A1 angegeben.
Und daß dieses Prinzip funktioniert, zeigen zumindest die Übungen in
Oschatz und
Jena-Schöngleina.
Hinweise: Die Verstelleinrichtung zur Schwerpunktlage wurde aus einem modifizierten Wagenheber eines Ford Sierra gebaut, der eine
passende Spindel und Aufnahmevorrichtung bereits mitbringt. Die Spindel der Verstelleinrichtung und die Nutzung
der vorgesehenen Trimmgewichte erlaubt eine korrekte Schwerpunktlage von 40 kg bis 88 kg einzustellen.
Sollten weitere Hinweise zum Nachbau erforderlich sein, bitte ich um eine entsprechende Nachfrage.
In den 50er Jahren wurde unter anderem auch in Taucha bei Leipzig auf dem Pendelbock geschult.
Der Hallenser Fluglehrer Fred Voss arbeitet dabei folgende Anweisung zur Ausbildung aus:
Ein Wort zur Methode des Pendeln von Fredy Voss
Mancher unserer Segelflieger wird, wenn er diesen Artikel liest, der Meinung sein, als ob es notwendig wäre, um das Pendeln so ein
Aufsehen zu machen. Ich wünsche, daß unsere Fluglehrer, die es besonders angeht, nicht so darüber urteilen. Sind sie es doch, die mit
der oft schwierigan Anfängerschulung fertig werden müssen.
Vor einem reichlichen Jahr hatte ich Gelegenheit eine Anfängergruppe zu schulen, die ich auf einem fremden Fluggelände übernahm und sich
bei der 2. bis 4. Übung befand. Nach einer Wiederholung der Bodenvorbereitung setzte ich die begonnene Schulung in den Übungen fort.
Als bei einigen Kameraden sich immer wieder die gleichen Fehler bemerbar machten und ein Fortschritt in der Schulung einfach nicht zu
verzeichnen war, entschloß ich mich, die erste Übung — das Pendeln - zu wiederholen.
Ich habe diesen Entschluß in den folgenden Tagen nicht bereut.
Als Schüler vergißt man gar zu schnell die Zeit, wo man seine ersten Schritte innerhalb der Fliegerei tat. Schon bedingt durch die schnelle
Entwicklung des Segelfluges in der Deutschen Demokratischen Republik, wo gerade im letzten Ausbildungsjahr auch der Leistungssegelflug einen
gewaltigen Aufschwung nahm. Das ist ja auch gut und richtig so. Unser Arbeiter- und Bauernstaat gibt jedem Werktätigen, insbesondere unserer
Jugend, Gelegenheit zur freien Entfaltung seiner Initiative und zur Aneignung technischer Kenntnisse und sportlicher Fähigkeiten. Um gerade
in der Gesellschaft für Sport und Technik im Segelflug solche Charaktereigenschaften wie Mut, Ausdauer, Entschlossenheit und Kollektivgeist
zur Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft unseres ersten Arbeiter und Bauernstaates an unseren Jugendlichen zu erziehen, gewinnt der
Punkt der Anfängerschulung um so mehr an Bedeutung.
Die meisten jungen Menschen, die nicht durchhalten und sich wieder von der fliegerischen Ausbildung abwenden, tun dieses in der Zeit der
Anfängerschulung. Ein langer und oft sehr harter Weg ist es, um das gesteckte Ziel im Segelflug zu erreichen, insbesondere in der Anfängerzeit.
Und hier muß die Rolle der Fluglehrer als Erzieher und Vorbild besonders markant sein, um unseren jungen Segelfliegern diese Zeit möglichst
leicht und angenehm zu gestalten. Und mit einem Teil dieser Ausbildung wollen wir uns in diesem Artikel befassen.
Gleichgültig, auf welchem Gelände und in welcher Startart eine Schulung innerhalb der Stufe III, hauptsächlich bis zur 8. Übung durchgeführt
wird, immer ist sie verbunden mit Mühe, Arbeit und Zähnezusammenbeißen. Auch für den Lehrer gibt es hier Situationen, wo er erleichtert aufatmet,
wenn ein Flugzeug wieder wohlbehalten auf dem Boden aufsetzt.
Solange es dabei bleibt, bewegt sich alles noch in einem erträglichen Rahmen, treten aber in dieser Ausbildung Störungen auf, werden Gerät
und Menschenleben gefährdet, ist es zu spät, einen Fehler zu korrigieren, den man begann, als der junge Segelflieger die ersten Schritte
in die fliegerische Ausbildung tat. Und diese ersten Schritte waren das Pendeln.
Ich frage Dich, Kamerad Fluglehrer, ist es Dir noch nie so ergangen? Hast Du noch nie Kameraden geschult, bei denen Du nicht wußtest,
wer ihnen mit welcher Gründlichkeit diese ersten Schritte gelehrt hatte? Vielleicht haben sich auch andere Fluglehrer schon mit Schülern
herumgequält, mit denen Du selbst die Pendelübungen durchführtest oder für deren Durchführung Du verantwortlich warst?
Das Pendeln ist nun einmal die Übung, die mit einer konsequenten Beharrlichkeit und Sorgfalt, entsprechend den herausgegebenen Richtlinien,
im Ausbildungsprogramm durchgeführt werden muß.
Schon vor dem Pendeln muß der Schüler mit dem notwendigen theoretische Stoff vertraut sein. Er muß die Punkte, die die Bodenvorbereitung
beinhalten, beherrschen. So, wie ein Schüler die Übung des Pendeln's abschließt, wird in der Folge die fliegerische Leistung in der
Anfängerschulung sein. So, wie ein Fluglehrer von der Notwendigkeit und Richtigkeit des Pendeln's selbst überzeugt ist, wird auch der
Erfolg in der Schulung selbst sein. Dabei spielt es keine Rolle, welche Methode der Schulung durchgeführt wird. Der Punkt behält seine
volle Gültigkeit und seinen Wert auch in den Methode der Doppelsitzerschulung.
Es ist vielleicht für manchen ehrenamtlichen Flugstützpunkt nicht so einfach, wenn das Fluggerät nicht ausreichend ist, oder Mange:
an Fluglehrern besteht, Ts geht aber nicht, daß ein Kamerad zum Pendeln abgestellt wird, weil ich als einziger Lehrer am Start stehen muß. Auch
dann nicht, wenn es sich um einen fortgeschrittenen Kameraden handelt, Das Pendeln muß von einem Lehrer durchgeführt werden, der über eine
ausreichende Erfahrung in der Anfängerschulung verfügt. Beim Pendeln "Auf dem Pendelbock" soll der Schüler die Ruderwirkung und ihre Stellung,
sowie die Stellung der Steuerung und ihre richtige Bedienung kennenlernen, und sich an die richtige normale Fluglage dep Flugzeuge: gewöhnen.
Die sinngemäße Bedienung der Steuer muß sich so einprägen, daß sie zur Reflexbewegung werden. Auf dem Pendelbock müssen die Fehler beseitigt werden,
die die Schulung erschweren und Störungen zur logischen Folge haben,
Ein Pendeln ohne Pendelbock ist daher nur von geringen Wert. Stützpunkte, die nicht im Besitz eines Pendeibockes sind, sollten sich umgehend bemühen,
in dessen Besitz zu kommen. Die es nicht wissen, werden über seine Nützlichkeit erstaunt sein.
Noch mehr gehört aber dazu. Wenn ein Schüler das erste Mal ein Flugzeug auf dem Pendelbock besteigt, sollte man unbedingt darauf bedacht
sein, möglichst eine Atmosphäre zu schaffen, wie sie der, einer Vorbereitung und Durchführung eines Fluges,gleicht. Daß der Schüler sich
mit geschlossenem Sturzhelm und mit den, zu seinem Gewicht gehörenden, Trimmgewichten beim Fluglehrer meldet. Das Wegstecken der Enden der
Anschnallgurte und der Schlaufe am Sturzhelm gehören selbstverständlich auch mit dazu, Schon diese Kleinigkeiten sollen mit dazu beitragen,
unsere jungen Kameraden von vornherein zu einer gründlichen und gewissenhaften Handlung in jeder Phase der Ausbildung zu erziehen. is muß
darauf geachtet werden, daß ein Flugzeug zum Pendeln so aufgestellt wird, wie es der Startart entspricht, in der die Schulung durchgeführt
werden soll, Wer am Hang seine Anfängerschulung durchführt, soll auch auf dem Hang seine Pondelübungen durchführen, Das Gleiche muß auch für
den Betrieb an der Winde gelten.
Gerade in der verhälthismäßig langen Pendelzeit prägt sich besonders die Beschaffenheit des Geländes, welches in dem Blickfeld des Schülers
liegt, ganz besonders jedoch das markante Fluggelände selbst, ein. Besonders stark tritt dies in Erscheinung bei Kameraden, die auf dem
Hang pendeln. Der Punkt gewinnt noch an Bedeutung, wenn man weiß, daß Kameraden beklemmende, sogar ängstliche Gefühle bekommen, wenn sie auf
flachem Gelände z.B. pendelten und vielleicht auch einige Starts durchführten und dann plötzlich am Hang weitergeschult werden. Das neue,
abfallende Gelände und die neue beschleunigte Startart beeindrucken den jungen Blieger sehr stark und führen letzten Endes dazu.
Über die Zeit, die benötigt wird, um das Pendeln zu "beherrschen", denke ich, braucht man nicht zu sprechen, wenn man davon überzeugt
ist, daß mit einem gut geübten Pendeln ein erhebliches Stück der Anfängerschulung bewältigt ist. Wie oft muß man feststellen, daß in Ermangelung
eines Pendelgewichts, welches normalerweise am unteren Gurt des Gitterrumpfes befestigt wird und verstellbar ist, ein Sturzhelm in der
Bohrung des Sporns, in der bei der Hangschulung das Haltetau sitzt, befestigt ist. In diesen Sturzhelm legt man dann nach Bedarf die
erforderlichen Trimmgewichte. Stimmt es dann mit der Lastigkeit nicht ganz, nimmt man vorn eines heraus oder hängt eines ein, vielleicht
tut man dieses auch an der Endstrebe, um eben so gut es geht die Normallage des Flugzeuges herzustellen. Diese Methode kann nicht gut
geheißen werden. Man erreicht in den seltensten Fällen auf diese Weise eine genaue Trimmung des Flugzeuges bei normaler Ruderstellung und
horizontaler Lage in der Aufhängung des Pendelbockes. Und hier kommt es unbedingt an. Die Trimmung ist wie beim Fluge selbst, nach dem
an der Vorderstrebe des Spannturmes angebrachten Trimmplans, einzuhalten. Wir lehren, daß die Schüler für ihre Trimmung selbst verantwortlich
sind, und kontrollieren diese nur. Die richtige Horizontlage habe ich mit dem Pendelgewicht einzustellen.
Es ist unrichtig z.B. die horizontale Fluglage durch eine Veränderung des Höhenruders von seiner Normalstellung herzustellen. Wichtig ist,
daß die Schüler die normale Stellung aller Ruder kennenlernen und sich richtig daran gewöhnen. Jeder Schüler muß in der Lage sein, nach
einer Ruderbetätigung, diese wieder in ihre normale Stellung zu bringen, ohne auf die Steuer zu schauen. Das setzt natürlich eine richtige
Trimmung des Flugzeuges voraus.
Es ist sehr wichtig, daß schon beim Pendeln auf ein festes Anschnallen und eine gute Körperhaltung geachtet wird und entsprechend der
Jahreszeit auch die richtige Kleidung getragen wird. Der Schüler muß schon auf dem Pendelbock das Empfinden des Schwebens haben und
darf nicht frieren, da sonst die Konzentration stark nachläßt.
Für die übrigen Kameraden, die z.Zt. nicht pendein, ist es wichtig, das Üben der anderen Kameraden mitzuerleben. Die Gruppe verteilt
sich auf beiden Seiten des Flugzeuges ausserhalb der Spannweite und verhält sich ruhig. Der Schüler muß auf seinen Blickpunkt schauen und
darf nicht abgelenkt werden.
Die günstigsten Bedingungen zum Pendeln sind Windgeschwindigkeiten von 4 = 6 m/sek, böenfrei. Hierbei ist das Flugzeug gut steuerfählg
und spricht auf jeden Ruderausschlag sofort an. Als Hinweis soll noch gelten, daß der Pendelbock selbst richtig zur
Windrichtung steht, da sonst beim Drehen des Flugzeuges um die Hochachse die Führungsrollen der Seitenruderseile am Pendelbock anschlagen
können und beschädigt werden.
Ich glaube, daß mancher Fluglehrer sich ähnlichen Situationen besinnt, wenn er auf meine Zeilen aufmerksam wird, mir recht gibt und sich
sagt, an dieser Stelle, wo noch nichts verdorben ist, könnte man wirkungsvoll ansetzen, um mit weniger Störungen und Unfällen in der
Anfängerschulung grössere Erfolge in der Ausbildung zu erreichen.
Wollen wir gemeinsam daran denken und arbeiten, daß im kommenden Ausbildungsjahr die Schulung der Anfänger an Bedeutung gewinnen muß.
Dieser Beitrag wurde dankenswerterweise von Wolfgang Rumpelt,
Leipziger Verein für Luftfahrt e.V.,
zur Verfügung gestellt.
Herr Alfred Gephardt stellte freundlicherweise folgendes Bild zur Verfügung, welches einen doppelsitzigen
Schulgleiter der Bauart SG 38 zeigt, aufgenommen bei der SFB Backnang in Backnang-Heiningen bei Stuttgart.
Aufgrund dieser Aufnahme ist wohl sichergestellt, daß auch mit den Schulgleitern vereinzelt eine Doppelsitzerschulung
ausgeführt wurden ist.
Herr Kai Schwämmle ergänzte als ehemaliges Mitglied der SFG Backnang dazu, daß der Fluglehrer
Alfred Giess diesen Umbau vorgenommen hat. Im Grunde war der Sitz nur ein Gurtband, ergänzt durch Gurtzeug und
der Verlängerung des Steuerknüppels sowie der Pedalen. Auf diese Weise wurde dann an der Winde (!) geschult. So hat es
jedenfalls Helmut Giess, der Sohn von Alfred Giess, der wiederum vor 20 Jahren Fluglehrer von Herrn Schwämmle war,
berichtet.
1952 hat die Zeitschrift "Mechanikus" in Heft 9 darüber berichtet. Hier ausschnittsweise der Beitrag
mit freundlicher Genehmigung des J.F.Schreiber Verlags in Esslingen und München.
Vielen Dank an Herrn Helmut Giess für seinen Hinweis auf den Zeitungsbeitrag in "Mechanikus" und dessen Kopie
über das Schaffen seines Vaters im Jahre 1952.
Es ist eine längst bekannte Tatsache, daß die Segelflugschulung im Einsitzer gewisse Nachteile hat. Als bei uns die
Massenausbildung noch von oben angeordnet wurde, hatten die Fluglehrer keinen leichten Stand, denn ihnen wurde nahezu
alle Verantwortung auferlegt. Wie oft mußten wir entgeistert zusehen, wenn einer unserer Schüler auf Höhe gebracht
wurde und dann plötzlich trotz aller Ermahnungen und Belehrungen sich lediglich in der Luft befand, wobei er alles
mühsam, gelehrte oder - je nach Einstellung - eingepaukte, vergessen hatte.
Bei den scharfen Sicherheitsbestimmungen
- die aber unbedingt am Platze waren - war es nicht zu verwundern, daß der Fluglehrer immer mit einem Fuß im Grabe
und mit dem anderen im Zuchthaus stand. Wie atmete der Fluglehrer auf, wenn er seine Lehrberechtigung für Doppelsitzer
hatte und im Kranich oder der Goevier seine Schüler einschaukeln konnte.
Wie dringend der Ruf nach einem Doppelsitzer
als Schulmaschine ist, lassen die in der letzten Zeit herausgekommenen Neukonstruktionen wie: DoppelÂRaab,
Baby III oder Mü 13 E erkennen. Nach der Einführung des Windenstarts ist die Einsitzerschulung mit ihren
erhöhten Gefahren gegenüber der Hangschulung nicht mehr vertretbar. Der Dt. Ae.C. bemüht sich um die Schaffung
eines möglichst billigen Zweisitzers für Schulungszwecke. Ehe aber solch eine Neukonstruktion herauskommt,
können einige Jahre vergehen.
Eine gute Idee hatte der Fluglehrer Alfred Giess, der heute in Großaspach, Krs. Backnang/Württemberg ist, und früher
in Ostpreußen und im Baltikum war. Er baute unseren guten alten "Bauernadler", den SG-38 als Zweisitzer um.
Ein im Schwerpunkt befindlicher Sitz, kaum größer als ein Fahr- oder Motorradsattel,
zwei zusätzliche Pedale für das Seitenruder und ein Ausleger am Steuerknüppel ist alles was zum Umbau gehört.
Daß diese Aenderung normalerweise nicht zulässig ist, dürfte einleuchten. Jedenfalls schulte Giess auf eigene
Verantwortung nach dieser Methode. Es war jedoch nicht zu vermeiden, daß die zuständige Behörde, der WLV,
Kenntnis von dieser nicht zugelassenen Zweisitzerschulung erhielt und einen Vertreter der technischen
Kommission nach Backnang schickte, der auch gerade im richtigen Augenblick, als Fluglehrer und Schüler
starteten, erschien. Daß der Prüfer zunächst keineswegs davon erbaut war, ist begreiflich. Nach längerem
Verhandeln, wobei der Wille, ein vorhandenes und tausendfach erprobtes Fluggerät als Zweisitzer mit denkbar geringen
Mitteln umzubauen und zu verwenden, den Sicherheitsbestimmungen gegenüberstand, wurde Giess ausnahmsweise die
Genehmigung erteilt, die Versuche zur weiteren Erprobung fortzusetzen.
Am Schulgleiter ist nur wenig zu ändern, wenn es sich um die erste Anfängerschulung handelt. Es wirkt sich günstig
aus, daß der zusätzÂliche Sitz genau im Schwerpunkt liegt. Die normalzulässige Belastung von 90 kg wird um etwa 50-60
weitere kg erhöht, was einer Mehrbelastung von etwa 4 kg je qm entspricht. Diese kann im Geradeausflug (5-10 m Höhe)
ruhig in Kauf genommen werden; denn die Geschwindigkeit erhöht sich hierbei nur um etwa 15-18 Prozent. Im entsprechendem
Maße nimmt damit auch die Steuerempfindlichkeit zu. Daß das für Schüler kein Nachteil sein kann, dürfte einleuchten;
denn sie nähert sich dadurch der eines Übungsseglers wie etwa dem Grunau Baby.
Der Vorgang beim Schulen ist im umgebauten SG-38 folgender: bei den ersten 3-5 Starts sitzt der Schüler im
"Notsitz" und hat weiter nichts zu tun, als den Flug und Landevorgang zu beobachten und sich daran zu gewöhnen.
Dann kommt er nach vorn, um am Steuer mitzufühlen. Nach etwa 10-15 Starts ist er in der Lage, selbst zu steuern und
einwandfrei geradeaus fliegen zu können. Schon der erste Alleinflug zeigt, daß er ohne die sonst zu sehende
"Schaukelei" auskommt, soviel hat er am Doppelsteuer schon bei dieser angenehmen Schulung gelernt.
Anders liegen jedoch die Verhältnisse, wenn der Schulgleiter als Doppelsitzer Hochstarts ausführen soll. Hier ist es nicht
zu umgehen, daß gewisse konstruktive Aenderungen (Verstärkungen usw.) vorzunehmen sind. Aus diesem Grund ist es unter
allen Umständen zu unterlassen, derartige Versuche vorzunehmen, ehe die techn. Ausschüsse ihr gewichtiges Wort mitgesprochen
haben. Erst, wenn die Versuche als abgeschlossen gelten können, und entsprechende Umbaugenehmigungen vorliegen, kann auf
diesem Gebiet etwas unternommen werden.
Jedenfalls zeigt sich hier aber ein Weg, die Schulung im Segelflug zu beschleunigen und die Bruchgefahr durch bessere
Ausbildung, die nun mal der Doppelsitzer bietet mit geringen Mitteln zu verringern. Es steht außer Zweifel, daß der
umgebaute Schulgleiter wegen seiner Billigkeit großes Interesse erweckt. Wir raten jedoch nochmals dringend, keine
Änderungen selbständig vorzunehmen, sondern erst einmal abzuwarten, bis die erhoffte Genehmigung (wahrscheinlich
zunächst nur für Geradeausflüge bis 10 m Starthöhe) seitens der zuständigen Stellen vorliegt. Wer jetzt schon
näheres erfahren möchte, wende sich an Segelfluglehrer Giess, der die Absicht hat, zum gegebenen Zeitpunkt Umbaupläne
in Verbindung mit den zuständigen Stellen herauszubringen.
Mit freundlicher Genehmigung des J.F.Schreiber Verlags in Esslingen und München.
Vielen Dank an Herrn Helmut Giess für seinen Hinweis auf den Zeitungsbeitrag in "Mechanikus" und dessen Kopie
über das Schaffen seines Vaters im Jahre 1952.
Zum Idaflieg-Sommertreffen
2009 wurde der Idaflieg die Möglichkeit eingeräumt, einen SG-38 für Untersuchungen zu Nutzen. Eine Flugleistungsvermessung
in Anlehnung an das Höhenstufenverfahren ergab sich als einzig sinnvoll durchführbare Untersuchung. Nachfolgend sind die
Flugversuche und die Auswertung beschrieben. Abschließend wird anhand der bestimmten Flugleistung der Index des SG-38 ermittelt.
Die Ergebnisse der Flugleistungsbestimmung liegen in realistisch zu erwartenden Größenordnungen, wobei in Literatur
und Internet zu findende Werte etwas optimistischer sind. Der ermittelte Index von 22 gemäß DAeC-Indexliste
repräsentiert die vergleichsweise zurückhaltende aerodynamische Leistungsfähigkeit dieses Flugzeugs.
Dipl.-Ing. Falk Pätzold, der die Messungen leitet, stellte freundlicherweise den Meßbericht und die Auswertung unter dem Titel
Vorläufige Ergebnisse der Höhenstufenvermessung
des SG-38 (D-8985) zum Idaflieg-Sommertreffen 2009
und Bestimmung des Index für DAeC-Indexliste
Dipl.-Ing. F. Pätzold
Institut für Flugführung, TU Braunschweig
in Zusammenarbeit mit der
Interessengemeinschaft Deutscher Akademischer Fliegergruppen
(Idaflieg)
und dem
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
zur Verfügung.
In "segelfliegen - Das Magazin für den Segelflieger" 3-2010 (Mai-Juni) erschien über eben jene Flugleistungsvermessung der folgende interessante Artikel, welcher hier und mit freundlicher Genehmigung gekürzt wiedergegeben wird.
von Jochen Ewald †
Zeitgenössische Datenspiegel nennen für den SG 38 einzig eine beste Gleitzahl von 10 bei 52 km/h und
ein geringstes Sinken von 1,3 m/s bei 48 km/h. Als Mario Selss den Studenten der Idaflieg
(Interessengemeinschaft der deutschen Akademischen Fliegergruppen) auf dem 2oo9er Sommertreffen seinen
in den frühen 5oer-Jahren gebauten SG 38 zum "Ausprobieren" zur Verfügung stellte, meinte er
"Ihr könnt ihn ja mal vermessen!".
[...] Zur Messung stattete IFF-Mitarbeiter Falk Pätzold den SG 38 mit der Reserve-Messanlage des IFF aus. Hinter dem Sitz wurden auf dem Rumpfbalken der GPS-Empfänger, der Messdatenerfassungs-Computer, der Akku zur Stromversorgung und die notwendigen Drucksensoren mit Gewebe- und Spannbändern befestigt. Zur präzisen Messwertaufnahme wurde über der Flügelnase eine sehr Anströmwinkel-tolerante Kielsche Gesamtdruck-Sonde (Staurohr) angebracht, zur genauen Messung des statischen Druckes diente eine am Schwanz befestigte Kegelschleppsonde des IFF, die den vom Flugzeug ungestörten statischen Druck an einer Messstelle im Schlauch, deutlich vor dem Schleppkegel, misst. Ein Temperatursensor auf dem Instrumentenpilz lieferte zudem die zur Normierung der Messwerte ebenfalls benötigte Umgebungstemperatur.
[...] Da ich bereits ein wenig F-Schlepp-Erfahrung auf Schulgleitern hatte, wurde ich als erster "Messpilot"
ausgewählt. Nach sorgfältigem Check des SG, der Messanbauten, der Trimmung (mit einem Gewicht hinten und der Messanlage
ergab sich eine mittlere Schwerpunktlage), der Abklebung der Spaltverkleidung und der Querruderspalte (unabgeklebt
sind F-Schlepps mit Schulgleitern aufgrund des dann sehr hohen Querruder-Giermoments "echte Arbeit") sowie einer
Rasur (wir wollen ja Höchstleistung bei laminarer Gesichtsumströmung...) platziere ich mich mit Schutzbrille auf
dem Sitzbrettchen und befestige das Bedienteil der Messanlage am Oberschenkel. Die Messflüge mit dem SG machen wir
abends, kurz vor Sonnenuntergang, bei ruhiger Luft.
Als Schlepper kommt Jochen Hammele mit dem Ultraleicht FK-9 des Luftsportring Aalen, das auch für so langsame Segler
hervorragend geeignet ist. Am 8o m langen Dyneema-Seil zeigt sich der SG 38 bei 85 km/h Schleppgeschwindigkeit sehr
angenehm, stabil und komfortabel im F-Schlepp, auch wenn ich ordentlich am "langen Arm" nachdrücken muss: die tiefe
Schleppkupplungs-Anbringung erzeugt in Verbindung mit der hohen Flügelanordnung ein kräftiges aufrichtendes Moment.
Eine durch das gedrückte Höhenruder hervorgerufene Destabilisierung um die Querachse, wie ich sie beim RRG-1 Zögling
schon bei 8o km/h erlebte (und der man durch leichtes Übersteigen der Schleppmaschine begegnen kann, daher das lange
Schleppseil), tritt hier selbst bei 9o km/h auf gleicher Höhe mit dem Schlepper nicht auf. In 1400 m über Platz klinke
ich aus und richte die Nase des SG gegen den Wind aus - bei den zu erwartenden hohen Sinkwerten im Schnellflug will
ich mich nicht zu weit vom Platz weg versetzen lassen und eine Außenlandung riskieren.
Beim Beschleunigen auf den ersten und schnellsten Messpunkt (mit 1oo km/h reize ich den zugelassenen
Geschwindigkeitsbereich des SG nicht ganz aus) stelle ich fest, dass das Einstellen und Konstanthalten der Fahrt
auf dem SG doch nichtganz so einfach ist wie in modernen Seglern: meine Flugrichtung zeigt nach Westen, wo die
Abendsonne den zum Fahrtkonstanthalten nötigen Horizontbezug doch merklich verschlechtert, der Instrumentenpilz
als "höchster" Bezugspunkt liegt weit unter dem Horizont und der Venturirohr-betriebene Fahrtmesser des SG gibt
sich relativ träge.
Dann sind 1oo km/h erreicht und stabilisiert (die Luft zieht ganz ordentlich am Gesicht und trotz Abklebung auch in die Hosenbeine...),
die Taste zum Markieren des Messpunktbeginns bei der Datenaufzeichnung gedrückt und - oops-der Fahrtmesser zeigt
schon wieder nur 95. Nase noch ein wenig runter, geht die Höhe schnell weg! Also muss der Messpunkt halt kurz
und ungenau bleiben. Taste zum Messpunktende drücken und auf die nächste zu messende Fahrt, 95 km/h, stabilisieren,
dasselbe Spielchen. In 5 km/h-Schritten geht's so weiter, irgendwann drehe ich rum und "messe mich" zum
Platz zurück.
Jetzt, bei den langsameren Geschwindigkeiten, ist das Fahrteinstellen und -halten etwas einfacher und die Luft
wärmer geworden, bei der geringeren Sinkgeschwindigkeit kann ich auch die Messabschnitte etwas länger ausdehnen.
Der letzte Messpunkt bei 4o km/h Fahrtmesseranzeige, bei 38 km/h geht der SG auf die für ihn so typische, nahezu
zu gutmütige Art fast unmerklich in den Sackflug über.
Für Falk Pätzold war die Arbeit damit noch nicht vorbei: Die gespeicherten "Rohdaten" mussten vor- und aufbereitet
werden, damit sie letztendlich zur Auswertung und Erstellung der normierten Polaren taugten. [...] Auf dem Idaflieg-Wintertreffen
im Januar in Esslingen konnte er erste Ergebnisse vorstellen.
So richtig "gut" war das in nur zwei Flügen mit sehr kurzen Messabschnitten und Fahrtschwankungen gewonnene Material
natürlich nicht, zur Erstellung in Bezug auf die schlechten Gesamtleistungen des SG einigermaßen realistischer Polaren
reichte es jedoch aus: 72 Jahre nach Vorstellung des Typs können nun endlich gemessene Flugleistungsdaten veröffentlicht
werden! Ein wenig schlechter als die zeitgenössischen Werksangaben scheint der SG 38 schon zu sein, aber, welcher Hersteller
hat seine Werksangaben in der Zeit vor den regelmäßigen Idaflieg-Flugleistungsmessungen nicht ein wenig "geschönt"?
Diagramme: Falk Pätzold / IFF
w-V-Diagramm: Die Sinkgeschwindigkeitspolare, bezogen auf ein Fluggewicht von 197,3 kg, zeigt eine tatsächliche
Mindestgeschwindigkeit von 48 km/h und ein geringstes Sinken von rund 1,85 m/s bei 53 km/h - die Streuung der Messpunkte zeigt
allerdings auch, dass dies wirklich nur ein "statistischer Mittelwert" ist.
E-V-Diagramm: In der Gleitzahlpolare ist eine (ebenfalls wieder gemittelte) beste Gleitzahl von etwa 8,3 bei 58 km/h erkennbar.
Ein Vergleich der Messpunkte aus dem ersten und zweiten Flug lässt vermuten, dass ein leichter, schlanker Pilot
(trotz Hochrechnung der Daten auf das normierte Abfluggewicht) auf dem Sitzbrett des SG 38 durch die Vorteile seiner
günstigeren Körper-Aerodynamik durchaus mit etwas besseren Flugleistungen rechnen kann.
Mit freundlicher Genehmigung von "
segelfliegen - Das Magazin für den Segelflieger". Den vollständigen
Artikel lesen Sie in Ausgabe 3-2010 von segelfliegen.
[1] "Mechanikus Heft 9/1952" - J.F.Schreiber Verlag in Esslingen und München - 1952
[2] Vorläufige Ergebnisse der Höhenstufenvermessung des SG-38 (D-8985) zum Idaflieg-Sommertreffen 2009 und Bestimmung des Index für DAeC-Indexliste - Dipl.-Ing. F. Pätzold, Institut für Flugführung, TU Braunschweig - 2009, 2011
[3] "Klassiker der Luftfahrt Heft 8/2015" - Gedanken zur Segelflugausbildung - Motor Presse Stuttgart GmbH und Co. KG - 2015