Die Freie Presse, Lokalredaktion Freiberger Zeitung schrieb in 10/2009
Langhennersdorf/Frankenberg. Diese Wochenende wird
Ulf Kern wohl oder übel am Boden bleiben müssen.
"Bei diesem Wetter geht gar nichts", bedauert der begeisterte Segelflieger. Ansonsten ist der gebürtige
Bobritzscher, der unter anderem auch für den Fliegerclub Langhennersdorf ins Cockpit kletter, fast jedes Wochenende
unterwegs, fliegt mitterweile auch Drachen, Gleitschirme und Ultraleichtflugzeuge.
Eine ganz besondere Leistung hat der 50-Jährige in diesem Jahr aber auf einem Segelflugzeug vollbracht. Und zwar auf
keinem gewöhnlichen, sondern auf dem Nachbau eines Gleitfliegers aus den 20er Jahren: "Hol's der Teufel"
heißt der Oldtimer von 1927, mit dem Ulf Kern Segelfluggeschichte schrieb und auf dem er die Bedingungen für das
Segelflugleistungsabzeichen in Silber schaffte - als allererster auf einem Gleitflugzeug. "Mit so einer
Kiste hat das noch keiner gemacht", freut sich Ulf Kern, der seit 35 Jahren Segelflieger ist.
Mit historischen Gleiter alle drei Bedingungen übererfüllt
Fünf Stunden fliegen, 1000 Meter Startüberhöhung sowie eine Strecke von 50 Kilometern zurückzulegen, seien die Norm,
erklärt Kern. Er könnte alle drei dabei sogar übererfüllen: 7:03 Stunden war er bei einem Wettkampf in der Nähe von
Bielefeld mit dem "Teufel" in der Luft, im Riesengebirge gelang es ihm im Vorjahr, 1600 Meter höher
als beim Start zu steigen, und bei einem
Oldtimertreffen Ende August in Perleberg
schaffte es Kern dann schließlich 101 Kilometer bis nach Penzlin zurückzulegen.
"Das war schon eine Herausforderung", gibt der Diplom-Agraringenieur, der in der Oberfinanzdirektion
Chemnitz erbeitet, zu. Denn der Oldtimer habe viel schlechtere Flugeigenschaften, sei langsamer und sinke wesentlich
schneller als moderne Segelflugzeuge. Zudem sitzt der Pilot im Freien, Instrumente gibt es im Cockpit ebenfalls nicht.
Genau das reizt Ulf Kern aber, der auf einem modernen Segelflugzeug bereits das Leistungabzeichen in Gold mit zwei
Diamanten ablegte und dabei über 5000 Meter hoch stieg sowie ein 300 km entferntes Ziel erreichte. Mit einem modernen
Segelflugzeug die so genannte Silber-C zu erfüllen, sei relativ einfach, erläutert der Fachmann.
"Hol's der Teufel" ist ein Gemeinschaftsprojekt gewesen: Die Langhennersdorfer Gerhard und Joachim Maleschka
hatten den Gleitflugzuegtyp gemeinsam mit tschechischen Sportfreunden aus Rana in mehr als 3000 Arbeitsstunden nachgebaut.
Übrigens könne jeder, "der Interessse hat, darauf fliegen", erklärt Kern. Beim Aeroklub Rana, in der Nähe von
Louny, ist der 50-Jährige auch Mitglied, "aber ich bin auch sehr oft in Langhennersdorf". Dort hat Kern zudem
ein Flugzeug stehen - eine finnische Pik 20. Und ab und zu startet er für den Langhennersdorfer Verein bei
Wettkämpfen.
Zu DDR-Zeiten illegal mit Drachen abgehoben
Meistens sitze er jedoch "nur aus Spaß im Flugzeug", um das Gefühl des Fliegens zu genießen, erzählt Ulf Kern.
Zwischenzeitlich habe er zwar eine Pause eingelegt, aber auch da hob er ab und zu ab: als Drachenflieger. In der
DDR sei das früher allerdings ein illegaler Sport gewesen, gebastelt wurde heimlich. "Aber irgendwann hat es doch
jemand herausbekommen und die Drachen wurden beschlagnahmt", so Ulf Kern, der mittlerweile seit zehn Jahren in
Frankenberg wohnt.
In diesem Jahr hofft der Segelflieger, noch einige Flüge absolvieren zu können, vor allem im Tschechien, wenn das Wetter
wieder besser wird. "Im Vorjahr konnten wir bis Dezember fliegen." Wichtigste Bedingung sind, daß es nicht
regnet und Thermik vorhanden ist. "Das ist im Moment eher nicht der Fall", sagt der Frankenberger, der sich
deshalb in Geduld über muß. [..]
Text Steffen Bauer, Foto PF
Mit freundlicher Genehmigung der Freien Presse, Lokalredaktion Freiberg
Nach dem Streckenflug in Grunau hat Ulf Kern
nun am 29.08.2009 zum 13. Kleinen Segelflugzeug-Oldtimertreffen in Perleberg
einen 101km Streckenflug mit dem Hol's der Teufel erflogen und damit alle Bedingungen für die
Silber-C auch auf diesem Oldtimer erreicht. In 1h 54min legte er diese Strecke mit 53km/h zurück.
Hier sein Bericht:
Die Idee entstand zu diesem Streckenflug schon vor einigen Jahren, nach ein wenig Bier und Slibowitz. Teufel Alkohol
gab uns viel Übermut und in lustiger Runde kam Jiri, Josef, Gerhard und mir die Idee, mit dem Teufel die Bedingungen
für die Silber-C zu fliegen. Da die Flugleistung des HdT und einem Rogallo etwa identisch sind, sollte das bei
etwas Glück möglich sein. Denn mit Drachen (Rogallo) hatte ich schon 10-Stundenflüge, Strecken von 200 km und Flughöhen
von über 5000 m erreicht.
Den 5-Stundenflug und die 1000m Startüberhöhung hatte ich schon mehrfach erreicht. Auch 50 km Streckenflüge wurden
schon mehrmals mit dem Teufel geflogen, aber noch nie ist es gelungen, die 50 km in gerader Strecke zu fliegen.
Zum VGC-Treffen in Achmer konnte ich einen 7-Stundenflug mit dem HdT machen. Leider hatte der Logger den Flug
nicht aufgezeichnet und so war der Streckenflugnachweis wieder nicht zustande gekommen.
Das 13. kleine Oldtimertreffen in Perleberg
brachte bis zum Samstag nur windiges Wetter mit schwacher Thermik.
Und auch für Samstag sah das Wetter zunächst nicht gut aus. Bei starkem Südwestwind, schwacher Thermik und 1000 m
Basishöhe sah es eher nach Regen als nach Streckenflugwetter aus.
Jiri und Josef hatten den HdT mit an den Start gebracht. Aber bei diesem Wetter wollte keiner so recht fliegen.
Am frühen Nachmittag setzte sich die Sonne dann aber mehr und mehr durch. Es war nun schon Ende August und für
2009 ist das sicher die letzte Gelegenheit, den Streckenflug mit dem Teufel zu versuchen. So begann ich mit
ersten Flugplanungen. Falls ich bis kurz vor die Müritz fliegen könnte, sollten die 50 km Strecke mit Sicherheit
geschafft sein. Leider war unsere UL-Winde defekt und ein langsam fliegendes Schleppflugzeug stand auch nicht
bereit. Die Rettung kam wieder einmal mit Jiri. Er hatte das Seil für den Autoschlepp dabei und nach wenigen
Minuten zog er mich mit seinem Skoda in den Himmel von Perleberg. Nach dem Ausklinken fand ich erst weit hinter
dem Start das erste Steigen. Nach dem Zentrieren ging es dann aber gleichmäßig mit 2 bis 3 m/s nach Oben. An der
Basis in 1400 m flog ich, ohne zurückzusehen Richtung Nordosten zur Müritz ab. Mit dem Wind ging es gut voran,
aber auch nach unten. An der Autobahn E 55 war ich nur noch etwa 500 m hoch, als der Teufel wieder Thermik fand.
Im Nordosten war die Müritz nun schon zu sehen und ich ließ mich in der Thermik vom Wind auf mein Ziel zutreiben.
Unter mir war nun schon der Flugplatz Berlinchen. Nach dem Logger sind die 50 km geschafft und ich kann nun ganz
entspannt weiterfliegen. Unterwegs treffe ich Segler aus einer, für den Teufel utopischen Zeit. Und auch
diese Plastikflieger besehen sich den Teufel ängstlich aus sicherer Entfernung. Die Wolken werden nun
dichter und vertreiben mit ihren Schatten die Sonne. Die Kälte ist nun deutlich spürbar. Wie fast immer, bin ich
insbesondere an den Füßen recht sommerlich bekleidet. So erreiche ich frierend das südliche Müritzufer und habe
den Flugplatz von Rechlin unter mir. Der Himmel über mir ist zu 8/8 bedeckt und ich will eigentlich nun nur noch
landen. Diese Rechnung habe ich aber ohne den Teufel gemacht. Denn der will noch weiter und überredet mich, das
Steigen am Ostufer noch mitzunehmen. Inzwischen beginnt es zu regnen und auch der Teufel verliert seinen Mut.
Ich kann ihn überreden, noch über das Feuchtgebiet östlich der Müritz zu fliegen und eine Tankstelle in Penzlin
anzufliegen. Frierend und glücklich landen wir hinter der Tankstelle im Regen. Benzin habe ich in Penzlin nicht
gekauft, aber jede Menge heißen Kaffee.
Die gleiche lustige Runde, die vor Jahren beim Alkohol dieses Vorhaben plante, musste nun zur Strafe den
Teufel wieder in seinen Käfig (Anhänger) treiben. Zum Glück hatte aber Alexander Görnitz die Rückholmannschaft
verstärkt und so gelang es uns den Teufel zu besiegen.
Dieses Märchen entstand unter tatkräftiger Mitwirkung von Jiri, Josef, Gerhard, Alex und Ernst Schmutterer.
Letzterer bat seit Jahren die guten Geister um Mithilfe.
Auch mit den Gleitflugzeugen sind noch erstaunliche Streckenflüge möglich. Zum Baby-Treffen
2008 in Grunau legte Ulf Kern am 11.05.2008 in 5h 15min eine Strecke von 50km als OLC-Vieleck mit dem
"Hol's der Teufel" zurück.
Hier sein Bericht:
Bei guter Thermik war ich am Vormittag mit dem Atos zur Schneekoppe geflogen. Zu dieser Zeit
herrschten kleine Wolkenabstände vor und so kam mir die Idee, den Flug zur Schneekoppe am Nachmittag
noch einmal mit dem "Hol's der Teufel" zu versuchen. Von Grunau aus sind dies 23 km.
Kurz nach 12 Uhr startete ich mit dem Teufel im F-Schlepp (Jak 12) in Grunau. Schlepphöhe 600m.
Die Thermik war noch immer akzeptabel mit Basishöhen über 2000m, aber die Wolkenabstände
hatten sich gegenüber vormittags deutlich vergrößert. Schon den ersten Gleitflug in Richtung
Hirschberg zur nächsten Wolke musste ich soweit ausdehnen, dass die Höhe zum Rückflug
nicht mehr gereicht hätte. Aber diese Wolke hat mich nicht enttäuscht, und so konnte ich beim
Steigen in der Thermik meinen weiteren Flugweg zur Schneekoppe überdenken. Ich kam ein Stück
nördlich von Hirschberg auf über 2500m Höhe, aber bis zur Schneekoppe und auch
darüber gab es keine Wolken mehr. Die Höhe hätte gereicht, um über die Schneekoppe
zu fliegen, aber zurück zu den aufwindträchtigen Wolken wäre ich mit dem Teufel
höchstwahrscheinlich nicht mehr gekommen. Auch wegen der doch recht aufwendigen Abrüsterei
des Oldtimers bei einer Außenlandung verzichtete ich auf den direkten Flug zur Schneekoppe.
Etwa 2h war ich jetzt bereits in der Luft, als mir Idee kam, einen 5h-Flug zu versuchen und so
den Grundstein zur "Silber-C" mit dem "Hol's der Teufel" zu legen. 2007 bin ich mit
dem Teufel schon einmal knapp 5 h geflogen, barfüßig und nur in kurzen Hosen.
Barfüßig war ich jetzt auch, aber diesmal hatte ich Pullover, Daunenjacke und Handschuhe an.
Denn im Teufel zieht es ganz ordentlich, was man besonders merkt, wenn man keine Schuhe trägt.
Mit kalten Füßen konnte ich mir nach endlosen 4h 50min sagen, daß dieser letzte Aufwind
und der anschließende Gleitflug für die 5h reichen müsste. Das Abgleiten in wärmere
Luft konnte ich dann richtig genießen. Nach 5h und 15min landete ich glücklich und zufrieden
auf dem Galgenberg in Grunau.
2008 möchte ich nun noch ein Ziel-Streckenflug über 50km versuchen und hätte dann
(wahrscheinlich als erster) die "Silber-C" auf einem "Hol's der Teufel"
erflogen.
Ulf Kern.