Nachdem das am 11./12.08.2007 geplante Fliegen auf dem historischen Fluggelände am Hutberg in
Kamenz wegen schlechtem Wetter ausfallen musste, konnte am 18.08.2007 nun doch noch am Gummiseil wie vor 80 Jahren
und auch vor 50 Jahren gestartet werden.
Dazu stand der "Hol's der Teufel" mit Gerhard Maleschka bereit, der 3 Flüge am Hang durchführen
konnte. Für die meisten Anwesenden war es eine Premiere, wieder Flugzeuge am Hutberg zu sehen.
Mit Günter Lippar und Günter Prignitz waren aber auch zwei ehemalige Piloten anwesend, die vor über 50 Jahren schon am
Hutberg flogen.
Mein besonderer Dank gilt allen Mitstreitern sowie den an der Vorbereitung beteiligen Helfern.
Foto: © by J. Schubert 2007
Foto: © by J. Schubert 2007
Günter Prignitz erzählte mir bei der Vorbereitung des Flugtages am Hutberg von folgenden
Begebenheiten über das damalige Fliegen am Hutberg, in Kamenz, in Buchwalde und in
Nardt:
"Acht Jahre nach dem zweiten Weltkrieg war es endlich soweit - das Fliegen mit
Segelflugzeugen wurde wieder erlaubt und mit großer Begeisterung neu begonnen.
Dieser Sport gewann immer mehr Freunde.
Seinerzeit, vor 50 Jahren, fanden die am Segelflug interessierten jungen Leute innerhalb der in
vielen Städten und Dörfern bestehenden Gruppen der Gesellschaft für Sport und
Technik die notwendige Förderung und Unterstützung. Sie waren der Treff für die
Älteren, die bereits Prüfungen besaßen, und jungen Leute, die das Segelfliegen
erlernen wollten.
Hier in unserer näheren Umgebung gab es bereits drei aktive Gruppen: in Laubusch/Lauta,
in Bernsdorf und in Kamenz. Alle hatten sich auf diesen ersten Flugtag am 1. August 1953 in
Kamenz vorbereitet. Herbert Hensel, Werner Fünfstück und die anderen Segelflugfreunde
von Laubusch und Lauta hatten einen Schulgleiter SG 38 flugbereit in ihrer Werkstatt stehen.
Er war bereits ein Jahr zuvor am Bergmannstag im Laubuscher Kippengelände geflogen worden.
Nun musste dieses Flugzeug nach Kamenz transportiert werden. Aber wie? Die drei Bernsdorfer
Helmut Mauersberger, Heinz Böhme und Günter Prignitz hielten kurzerhand an der
Kreuzung nach Ruhland den LKW vom heimischen Fuhrunternehmen Siegbert Jannack an. Er hatte
gerade Schlachtvieh transportiert! Ein ungereinigter Viehtansporter, drei Segelflieger
und ein Flugzeug ohne Halterungen, ohne Abspannseile der Transport von Laubusch nach Kamenz
verlief trotzdem ohne Schaden für den SG 38.
Natürlich waren zahlreiche Fliegerfreunde aus Kamenz anwesend, Helmut Mauersberber,
Heinz Böhme, Günter Prignitz, Willi Scholz, Günter Scholz, Günter Sankalla,
Roland Hentschel und Arthur Krüger. Für den ersten Start musste nun noch ein
Gummiseil beschafft werden - die Kamenzer Freunde wussten, wo so eins herzunehmen war.
Dann wurde auch noch der in der Macherstraße wohnende Fluglehrer Martin Bitterlich
überzeugt, dass er ebenfalls mit zum Hutberg kommt. Mit der klassischen Gummiseil-Startart
flogen die alten und neuen Segelflieger den Schulgleiter SG 38 vom Westhang des Hutberges in
Richtung Lückersdorf.
Die drei Bernsdorfer Segelflieger haben von Ende August bis zum 1. November 1953 auf dem
Kamenzer Flugplatz bei der Kasernierten Volkspolizei (KVP), einem Vorläufer der
Nationalen Volksarmee (NVA), die Möglichkeit für Hochstarts mittels der Motorwinde
und dem Segelflugzeug Baby IIb genutzt. Es waren die Fluglehrer Bitterlich, Merkel, Goltsch,
Rieck, Attig und Tanzberger, die uns am Hutberg und am Flugplatz kameradschaftlich sehr
unterstützten.
Der Neuanfang vor 50 Jahren war gelungen, der Flugsport in Hoyerswerda bekam immer mehr
begeisterte Mitglieder. Gemeinsam mit dem Freunden vom Kreis Senftenberg flogen wir in den
Jahren 1954 bis 1957 auf dem Flugplatz in Buchwalde, dort, wo heute der Senftenberger See ist.
Als das Kombinat Schwarze Pumpe und die Neustadt Hoyerswerda gebaut wurden bekamen wir endlich
unseren eigenen Flugplatz vor den Toren der Stadt. In Nardt, auf schmaler Start- und Landebahn
rechts und links der ehemaligen Lagerstraße, erfolgten die ersten Flüge und damit
war dieser erste Flugtag die Initialzündung für die künftige Entwicklung dieses
Flugplatzes.
In der Chronik des Segelfliegerfreundes Reiner Kiesel wird umfangreich über die folgenden
Jahrzehnte der Fliegerei auf "unserem" Flugplatz berichtet. Die "Alten Hasen",
die vor 50 Jahren dabei waren, freuen sich und sind natürlich auch stolz auf die Freunde
des Flugsports, die nach uns kamen, die mit Fleiß und Beharrlichkeit, mit nationalen und
internationalen Erfolgen den Aeroklub Hoyerswerda weiter mit Leben erfüllen.
Allen jungen Leuten kann ich aus eigener Erfahrung raten, die Möglichkeit der Ausbildung
als Segelflieger zu nutzen. Schönster Lohn sind unvergessliche Erlebnisse beim Anblick
unserer Heimat aus der Vogelperspektive."
Günter Prignitz